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Die Kinder haben ausgiebig Gebrauch gemacht von der Möglichkeit, nach dem
Ausfüllen des Fragebogens einen Kommentar zu der Online-Umfrage abzugeben.
Insgesamt trafen während des neuneinhalbwöchigen Untersuchungszeitraumes 110
Mitteilungen für das öffentliche "Kinder im Netz"-Meinungsforum ein. (352)
Die Web-Pinnwand habe ich ständig auf den neuesten Stand gebracht, teilweise mehrmals
täglich.
Vor allem Kinder ab neun Jahren haben sich zu Wort gemeldet. Nur fünf Nachrichten
kamen von jüngeren Kindern. Der Schwerpunkt lag bei zwölf Jahren. (353)
Diese Altersverteilung entspricht in etwa der Beteiligungsquote bei der Umfrage,
Kinder bis einschließlich acht Jahre sind jedoch unterrepräsentiert. Dies
dürfte mit den eingeschränkten Schreibfertigkeiten zusammenhängen.
Der Umfang, in dem Kinder die Gelegenheit genutzt haben, Kommentare zu der Online-Umfrage abzugeben, belegt: Kinder haben offenbar ein großes Bedürfnis, im Internet individuelle Spuren zu hinterlassen. Sobald sie über ausreichende Schreibkenntnisse verfügen, ist das Internet für sie kein reines "Klick-and-Play"-Medium mehr. Anders als das Fernsehen bietet das Internet die Möglichkeit, auf unkompliziertem Wege einen Feedback-Kanal zu den Inhalte-Anbietern zu eröffnen. Und zumindest die älteren Kinder wissen das zu schätzen.
Die meisten Einträge in dem Meinungsforum waren sehr kurz. Fast ausschließlich kommentierten die Kinder die Online-Umfrage, vereinzelt äußerten sie sich jedoch auch allgemein zu den Möglichkeiten des Internet, wie beispielsweise in den folgenden beiden Fällen:
"Das Internetten ist schön, weil man mit anderen Kindern in Verbindung gehen kann . Die Spiele und das Chatten macht sehr viel Spaß.Und die Bildergalerie ist auch toll." |
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Fritzi, 11 Jahre |
"Ich finde das cool, das Kids auch im Internet sein dürfen. Sie könne auch ihre eigenen Meinungen schreiben oder sich über Dinge informieren." |
Sonne und Fränzi, 13 Jahre |
Verhältnismäßig wenige Kinder fragten nach Sinn und Zweck der Umfrage:
"Warum haben Sie dieses Programm erfunden?" |
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Daisy, Donald und Damad |
"Ich weiß nicht, was Du mit Deiner Umfrage erreichen willst! Könntest Du das auf einer Antwortseite beantworten?" |
Ferkel |
Antworten auf diese Fragen gab die Eingangsseite zu der Umfrage. Diese wurde jedoch offenbar nicht immer gelesen, was im übrigen die Ergebnisse des Pretests bestätigt. (354)
Hervorzuheben ist - mit Blick auf eventuelle Nachfolgeuntersuchungen - vor allem ein Ergebnis: Mehrere ältere Kinder empfanden die Online-Umfrage offensichtlich als zu kindisch. Von 12- und 13jährigen trafen einige, teilweise ausgesprochen unwirsche Kommentare ein:
"sehr kindisch !!!!
gib dir ein bischen mehr mühe !" |
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Lammi, 13 Jahre |
"Deine Seite ist viel zu kindisch und hat gefälligst in verschiedene Gruppen
eingeteilt zu sein!!!!!!!! ALso, streng dich ein wenig an, die Seite
könnte besser sein (...) Naja, ok tolll, dass ich es schon so weit geschafft
habe! Für die Kleinkinder könntest du noch eine Lautschrift einbauen.
Also für chatten: schääättennnn ......?! Nimm meine Kritik ruhig ernst, mein
lieber pr.Gehle! (355) ALso ich hab meinen eigenen Internet Anschluß und finde dass
das ein bisserl zuuu kindisch ist. Weil ich kann mir nicht vorstellen,
das ein kind unter 6 Jahren schon im Internet surft!(söörffftt!) cu matze( nimm's nicht persönlich!)" |
Matze, 12 Jahre |
"Der Fragebogen ist wohl mehr für kleinere Kinder gedacht. Mich hätten noch genauere Fragen interessiert." |
Internetty, 13 Jahre |
Diese Reaktionen deuten darauf hin, daß die Zielgruppe der Online-Umfrage vermutlich zu breit und heterogen war, als daß ein einheitlicher Fragebogen für die Kinder aller Altersklassen überhaupt in gleichem Maße ansprechend sein konnte. Unter Umständen ist so auch die gegenüber den Zwölfjährigen deutlich niedrigere Beteiligungsquote 13jähriger Kinder zu erklären. (356) Es wäre vermutlich sinnvoller gewesen, zwei verschiedene Fragebögen zu konzeptionieren - einen, der auf Kinder bis ca. zwölf Jahren zielt, und einen anderen, der sich an ältere Kinder und Jugendliche richtet. (357)
Es sollte jedoch nicht das Bild entstehen, als hätten die meisten Kinder - vor allem die älteren - das Meinungsforum ausschließlich dazu genutzt, ihrem Ärger über die Umfrage Luft zu machen. Der überwiegende Teil der Antworten, im übrigen auch bei den Zwölfjährigen, fiel ausgesprochen positiv aus. Bemerkenswert ist vor allem, daß viele Kinder die Umfrage offenbar als Informationsangebot begriffen haben. Für sie bot "Kinder im Netz" offensichtlich die willkommene Gelegenheit, sich über die Möglichkeiten des Internet zu informieren. Vereinzelt kamen auch Meinungsäußerungen von Kindern, die das Internet offenbar zuvor noch nicht genutzt haben. So ist im übrigen auch die verhältnismäßig hohe Zahl von Kindern zu erklären, die keine der beschriebenen Anwendungsarten als ihnen bekannt ausgegeben haben: (358)
"Ich finde Kinder im Netz gut, weil ich so etwas über das Internet erfahre. Außerdem kann ich so in schöne Programme klicken, Ich sitze an dem Schulcomputer, denn zu Hause hätte ich keinerlei Mög-lichkeiten ins Internet zu kommen." |
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Rotkehlchen, 11 Jahre |
"Wir finden das es eine tolle Idee von Ihnen, so eine Umfrage zu machen, da uns dadurch das Internet richtig bewußt wird." |
Dagi und Tine, 13 Jahre |
"Ich finde diese Seiten echt toll.Es stehen so viele gute sachen darin.Ein großes Lob. Es wäre schön wen es mehrere solche tollen Seiten gäbe." |
Katharina, 9 Jahre |
"Ich fand diese Umfrage toll, weil ich jetzt mehr über das Internet weiss als vorher." |
Patrick, 9 Jahre |
"Ich fand das Internet sehr interessant,denn ich habe viel über da Internet erfahren. Deine Fragen waren sehr lustig. Am meisten haben mir deine verrückten Bilder gefallen. Jetzt weiß ich viel mehr als vorher über das Interne und kann jetzt meine 1. E-Mail abschicken." |
Naddel, 11 Jahre |
"Mir hat das sehr gut gefallen. Es war sehr interessant. Deine Fragen waren äuserst spannend. Ich habe sehr viel erfahren." |
Tosch, 12 Jahre |
Insgesamt war die Umfrage nicht als reines Frage- und Antwortspiel angelegt. Die Kinder sollten vielmehr auch einen umfassenden Einblick in die Möglichkeiten des Internet erlangen und über die Link-Liste auf einige WWW-Seiten aufmerksam gemacht werden. (359) Diese Konzeption dürfte - darauf deuten die Kommentare der Kinder hin - zumindest bei den weniger erfahrenen Kindern die Beteiligungsbereitschaft gefördert haben.
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(352)
Vgl. die Kommentar-Seite auf der Fragebogen-Homepage.
(353)
Allerdings habe ich erst am 3. Juni, knapp drei Wochen nach dem Start der
Umfrage also, das Formular auf der Meinungsseite dahingehend ergänzt,
daß Kinder in einem separaten Kästchen ihr Alter angeben konnten
(vgl. den Fragebogen).
Bis dahin waren bereits 23 Nachrichten Mitteilungen eingetroffen, 17 davon ohne
Altersangabe. Auch später haben Kinder vereinzelt ihr Alter nicht angegeben,
wodurch sich die Zahl der Mitteilungen ohne Altersangabe auf 22 summierte.
Durch die ersten Äußerungen, die eintrafen, haben mich Kinder überhaupt erst
auf die Idee gebracht, daß es für die spätere Auswertung durchaus von Interesse
sein könnte, wie alt die Kinder sind, die sich im Meinungsforum zu Wort melden.
(354)
Vgl. Kapitel 2.3.1.4.3.
(355)
Matze bezieht sich hier offenbar auf die Adresse der Umfrage-Seiten:
http://pweb.uunet.de/pr-gehle.do/kinder/.
(356)
Vgl. Kapitel 2.4.2.
(357)
Vgl. Kapitel 2.1.3.
(358)
Vgl. Kapitel 2.4.1.3.
(359)
Vgl. Kapitel 2.2.2.
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