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Von den insgesamt 171 E-Mails (Hitparaden-Zuschriften ausgenommen), ließen sich anhand der aufgestellten Kriterien 81 Briefe Kindern und 87 Erwachsenen zuschreiben. Bei drei E-Mails war eine eindeutige Zuordnung nicht möglich.
Viele Kinderbriefe sind in einwandfreiem Deutsch formuliert (von vereinzelten Tippfehlern abgesehen, die allerdings auch in E-Mails von Erwachsenen häufig auftauchen). Die Seltenheit orthographischer und grammatischer Fehler sowie die Verwendung untypischer Satzzeichen legen nahe, daß in vielen Fällen Erwachsene den Kindern zumindest assistiert haben. Das folgende Beispiel mag dies illustrieren:
"Hallo, liebe Lilipuz-Leute, mein Name ist Alicia, ich bin 7 Jahre alt und gehe in die zweite Klasse. Ich höre sehr gerne eure Sendung Ohrenbär, Sonntagabends um 1/2 (sic!) Acht. In der Lilipuz-Zeitung stehen gute Tips, die ich mir oft angucken. Schickt mir bitte die aktuelle Ausgabe ab Juli 1998 zu. Ausserdem steht in eurer Zeitung, daß man bei euch Poster, Luftballons und Aufkleber bestellen kann. Damit würde ich gerne meine Schulfreundinnen nach den Sommerferien überraschen. Schöne Grüße" |
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Wie noch zu zeigen sein wird, bitten Kinder in einem überwiegenden Teil der Briefe darum, die Redaktion möge ihnen Poster, Programmhefte oder andere Marketing-Artikel zusenden. Viele dieser Briefe enthalten neben der Postanschrift häufig nur ein bis zwei Zeilen und lassen keine Einordnung anhand der Kriterien 1 oder 2 zu (insgesamt konnten 93 der 171 E-Mails allein anhand der Kriterien 1 und/oder 2 einem Kind bzw. Erwachsenen zugeschrieben werden).
Ein Beispiel:
"Bitte sendet mit kostenlos 1.) das Ohrenbär - Magazin 2.) das aktuelle Lilipuz - Radio - Programm Danke und Gruß" |
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Dieser Brief war unterzeichnet mit einem Vornamen, der von dem in der
E-Mail-Adresse genannten abwich, und wurde somit den Kinder-E-Mails
zugerechnet (Kriterium 3).
Es ist allerdings möglich, daß einige dieser Kinderbriefe von Erwachsenen
stammen, die ohne Wissen ihrer Kinder an Lilipuz schrieben, um die
kleinen Radio-Fans mit Postern o.ä. von Lilipuz zu überraschen, und die -
aus welchen Gründen auch immer - mit dem Namen ihres Kindes unterzeichnet haben.
Ein Indiz für diese Annahme: In einigen Briefen, die nach Kriterium 3
kindlichen Autoren zugeordnet wurden, deutete das Sprachniveau darauf hin,
daß ein Erwachsener zumindest beteiligt war am Verfassen des Briefes.
Bei den meisten E-Mails hingegen, in denen eine Meinung über das WDR-Kinderhörfunkprogramm aus der Perspektive eines Kindes formuliert wurde, deutete das Sprachniveau auf Autoren im Kindesalter hin.
Letztlich kann nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden, daß auch einige Erwachsene mitunter eigene Meinungen als die von Kindern ausgegeben haben, um die Programmgestaltung ihren pädagogischen Vorstellungen entsprechend zu beeinflussen. E-Mails, die solche Beweggründe vermuten ließen, waren allerdings die Ausnahme. Zumindest in einem Fall deutete jedoch einiges darauf hin:
"Mein Name ist N.N. (11 J.), ich wohne in N., was ich euch sagen wollte: in einem Hoerspiel indem eine Ameise in ein Pferd verwandelt wurde, fand ich den Ausdruck mancher Woerter nicht so schoen fuer uns Kinder. Z. B.:Verpiss dich . Bitte achtet doch auf unsere umgangssprache!" |
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Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Aussagen über die tatsächlichen Absender der E-Mails sind mit einem nicht zu unterschätzenden Unsicherheitsfaktor behaftet. Ohne Außenvalidierung ist es nicht möglich, vollends abgesicherte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie intensiv und eigenständig Kinder das Kommunikationsmittel E-Mail nutzen, um der Redaktion Wünsche und Meinungen mitzuteilen.
© Tobias Gehle, 1998
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