Kinder im Netz

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Sowohl Kinder als auch Erwachsene benutzen den Kommunikationskanal E-Mail vorwiegend, um bei der Lilipuz-Redaktion Marketing-Artikel zu bestellen. Insbesondere bei den E-Mails, die aus der Perspektive eines Kindes geschrieben sind, steht häufig der Wunsch nach Lilipuz-Postern, -Broschüren, -Luftballons u.ä. im Vordergrund. (424) Fast drei Viertel aller Kinderbriefe enthalten eine entsprechende Bitte, knapp die Hälfte beschränken sich inhaltlich völlig auf die Anforderung von Werbemitteln (38 von 81 E-Mails). Kommentare zum Internet-Auftritt von Lilipuz spielen insgesamt und vor allem in Kinderbriefen eine untergeordnete Rolle.


Abbildung 3.19

Abbildung 3.20

Viele Kinder verknüpfen ihre "Materialbestellungen" mit Kurzkommentaren zur Sendung. Diese sind meist sehr pauschal und beziehen sich auf das Lilipuz-Programm insgesamt, seltener auf Programmbausteine oder einzelne Sendungen. Kritik, fast ausschließlich positive, äußern Kinder häufig nur in einem Nebensatz.

Einige Beispiele:
"Liebe Lilipuz Redaktion, Lieber B-Punkt,
Ich finde eure Radiosendung ganz toll und deshalb hoere ich jeden tag Lilipuz. Ich haette gerne ein Lilipuz Poster und ein Programm (das ist uebrigens eine sehr gute Idee)."
"Hallo B. Lilipuz,
wir sind Julia, Suse & Claudia N. aus (...). Wir sind super Lilipuz Fans! Jeden Tag hoeren wir Lilipuz auch wenn unsere Eltern sagen wir sollen doch draussen spielen. Aber leider haben wir noch keine Poster, Ohhhhhh! Eben haben wir mit unserem Papi entdeckt, dass Lilipuz auch auf dem Internet ist. Koennt ihr uns denn ein Poster schicken und ein Program? Das waere toll.

Vielen Dank fuer die tolle Sendung,

julia, 88888888 ( das soll Claudia heissen), suse"
"Hallo B. !
ich bin Lukas, 6 Jahre alt und höre gerne LILIPUZ. Ich hätte gerne LILIPUZ-Aufkleber. Meine Adresse: (...)"
"Hallo ich finde Ohrenbaer echt toll"

In einigen wenigen Fällen gehen Kinder jedoch auf einzelne Radiofiguren wie beispielsweise die "Unsinkbaren Drei" ein oder äußern konkrete und differenzierte Änderungswünsche:
"Ich möchte gerne wissen, warum die unsinkbaren Drei so dumm sind. Warum wirft B-Punkt den Wasser-Computer so oft gegen die Wand? Das wäre dann alles.
Ansonsten finde ich euch echt stark."
"Ich finde die Sendungen wirklich gut. Am liebsten höre ich "Die Unsinkbaren Drei" und die "Geschichten"."
"das Abenteuer von den unsinkbaren drei am Feiertag hat uns sehr gut gefallen. Ihr solltet öfter so lange Hörspiele von den Unsinkbaren drei senden!"
Und in zwei E-Mails nehmen Kinder Stellung zu programmbegleitenden Aktionen der Lilipuz-Redaktion:
"Hallo Ihr von Lilipuz,
ich heiße Felix N., wohne in (...), bin zehn Jahre alt und war am Samstag mit auf dem Schiff und fand es gaaanz toll. (425) Weil ich den Wasserschutzpolizei-Kommissar erkannt habe, durfte ich mit auf die Kapitänsbrücke und das war natürlich das größte. Am Sonntag habe ich dann alles nochmal im radio gehört.

Ich finde, Ihr habt das Super organisiert. Dafür, daß es innen im Schiff so furchtbar heiß war, dafür konntet Ihr ja nichts.

Vielen Dank nochmal für alles. (...) Euer Felix"
"Hi,
ich sitze mit meinem Vater am 'Compi' und lese, daß die Ausstellung in Ihrem Foyer nur bis zum 12.12. läuft. In der Sendung hatten Sie aber 14.12. gesagt - schade.
Tschüß
Johannes N."

Die meisten Kommentare von Kindern zum Radioprogramm betreffen Lilipuz. Die anderen Kinderhörfunk-Sendungen beim WDR spielen eine untergeordnete oder gar keine Rolle: In 27 E-Mails äußern sich Kinder zu Lilipuz, in neun Briefen geben sie einen Kommentar zum Ohrenbär und in zwei zu der Sendung Bax Blubber ab.

In insgesamt nur drei E-Mails äußern sich Kinder zur Lilipuz-Homepage bzw. machen Angaben über die augenblickliche Rezeptionssituation bzw. ihr Online-Nutzungsverhalten:
"Hallo Ohrenbär,

ich wünsche mir das Ohrenbär-Magazin. Kannst du das bitte an meine Adresse schicken:
(...)
Mein Papa hat mich nur heute mal an seinen Computer gelassen, weil ich ihm gesagt habe, dass Lilliputz jetzt auch im Internet wäre. Er wollte das erst nicht glauben. Jetzt kann er es aber sehen.

Tschüss
dein Sebastian"
"Hallo Lilipuz,
ich bin Alexander N. und schaue mit meinem Vater gerade auf Eurer Seite vorbei. Einfach toll.

Momo interessiert mich sehr - ich will keine Sendung verpassen.

Tschuess, Johannes"
"Hallo hallo wir heißen hannah (8jahre), lukas(8jahre) und eike(11jahre) . wir dürfen surfen, surfen, surfen und suchen nun gute adressen... wir freuen uns auf eure antwort...
hanni, lulu und eike."

Eine mögliche Erklärung dafür, daß die Homepage so selten erwähnt wird, könnte sein: Viele Kinder haben sich die E-Mail-Adresse während der Sendung mitgeschrieben oder dem Programmprospekt entnommen. Dann haben sie einen elektronischen Brief an Lilipuz geschickt, ohne sich das Informationsangebot der Redaktion im World Wide Web anzuschauen. Ein weiteres Indiz, das diese Hypothese stützt: In vielen E-Mails fordern Kinder und Erwachsene Material an, das auch auf der Homepage zu finden ist, teilweise sogar in aktuellerer Form (Tagesprogramm, Hitparaden-Abstimmpostkarten). Eine mögliche Erklärung dafür könnte natürlich sein, daß Eltern aus Kostengründen ihre Kinder nicht regelmäßig das World Wide Web nutzen lassen.

All diese Schlußfolgerungen bewegen sich jedoch eher im Bereich des Nebulösen. Wie schon bei der Bestimmung der tatsächlichen Absender angedeutet: In welcher Form und intensiv Kinder das Internet tatsächlich nutzen, um sich über Lilipuz zu informieren, läßt sich nur durch weitere Studien eruieren, durch Interviews mit Kindern und Eltern über Nutzungsgewohnheiten beispielsweise. (426)

Abbildung 3.21

Auch der überwiegende Anteil der Erwachsenen schreibt E-Mails an Lilipuz, um Poster, Programmbroschüren etc. für die eigenen Kinder anzufordern. Stellungnahmen zum Hörfunkprogramm fallen auch hier meistens sehr kurz aus und sind in der Hälfte der Fälle mit der Bitte um Zusendung kostenlosen Werbematerials verbunden. E-Mails, in denen Erwachsene lediglich die Anliegen ihrer Kinder weiterleiten, stehen im Vordergrund. Eher die Ausnahme sind Briefe, in denen erwachsene Lilipuz-Hörer ausschließlich eigene Auffassungen vortragen. Dazu jeweils ein Beispiel:
"Hallo B-Punkt,

ich habe von Jonatan und Florentine den Auftrag bekommen an Dich von der Arbeit aus zu schreiben.

Jonatan hört jeden Nachmittag nach den Hausaufgaben Lilipuz und Florentine ist jeden Sonntag morgen auch mit dabei. Am meisten Spaß haben die beiden mit Kapitän Flitschauge und seiner Mannschaft (insbesondere die Ente Pillirad, soll ich sagen). Auf einem Poster in der Bücherei haben Sie gelesen, daß Du auch Poster und Prospekte verschickst und bitten Dich dabei Jonatan und Florentine nicht zu vergessen.

Vielen Dank,

ein Papa."
"Hallo, liebe Lilipuzianer!

Ich bin zwar schon eine Zeitlang aus dem eigentlichen Lilipuz-Alter heraus, höre euch aber trotzdem gerne.
Aber: Könntet ihr vielleicht einem 'Seiteneinsteiger wie mir mal irgendwann erklären, wer oder was eigentlich 'Bee-Punkt' ist und woher dieser eher ungewöhnliche Name steht?

Weiterhin viel Spaß bei der Arbeit und viele Grüße"

In den wenigen Briefen, in denen Erwachsene sich etwas ausführlicher zum Radioprogramm äußern, vermischen sich jedoch häufig eigene Kommentare mit denen der Kinder und Beschreibungen der Nutzungsgewohnheiten. Diese E-Mails lassen als Autor oft die Mutter oder den Vater einer Familie erkennen, in der offenbar sowohl Kinder als auch Eltern Lilipuz bzw. eine der anderen Kinderradiosendungen hören.

Zwei typische Beispiele:
"Hallo liebes Lilipuz-Team!
Auch als Vater von Carina(7 Jahre) höre ich auch immer wieder gern mal Lilipuz, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin. Auch Carina hört wärend Mamas Küchenarbeit schon gerne mit! Habt Ihr für meine Tochter auch ein Poster von B-Punkt? Das wäre toll!
Unsere Anschrift der echten WDR Radio5-Fan-Familie:

(...)

Viel Erfolg auch weiterhin und vielen Dank!"
"Könntet Ihr uns bitte die Liste der für Kinder geeigneten Videos zukommen lassen bzw. uns die Adresse mitteilen; die Hotline war die ganze Zeit besetzt.
Ansonsten hören wir (fünfköpfige) Familie sehr gerne Euer Programm, selbst die Handwerker auf unserer Baustelle fragen, wann wieder Lilipuz-Zeit ist, besonders Dienstags!"

Vereinzelt meldeten sich auch Lehrpersonen bei Lilipuz, wie in folgendem Fall:

"Sehr geehrte Damen und Herren,

lassen sie mich Ihnen ersteinmal ein riesen Kompliment für ihr Radio 5 aussprechen. Radio hören macht endlich wieder Spaß!

Auf meinem Nachhauseweg von meiner Grundschule höre ich auch regelmäßig Lillipuz! Einfach begrifflich gut - mir fehlen die Worte.

Darf ich ihre Sendung aufzeichnen und per Kassette meiner Lerngruppe am nächsten Tag (freie Arbeit) anbieten?

Danke für die Antwort"


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zurück (424) Auffallend häufig taucht auch das Ohrenbär-Magazin auf (in 37 E-Mails von Kindern und Erwachsenen). Dies ist eine für Kinder und ihre Eltern gedachte Broschüre, die über Hintergründe und die Entstehungsgeschichte des Ohrenbär informiert. Möglicherweise stammen diese Zuschriften nicht einmal von Lilipuz-Fans, sondern von Hörerinnen und Hörern der Sendung Ohrenbär (bzw. von deren Eltern), die eher durch Zufall auf der Lilipuz-Homepage gelandet sind (über die Eingabe eines entsprechenden Stichwortes bei einem der Internet-Suchdienste; vgl. dazu Kapitel 3.4.3.1.).

 

zurück (425) Zum Ausklang der Sommerferien hatte die Redaktion ein Kinderfest auf einem Ausflugsschiff veranstaltet.

 

zurück (426) Vgl. dazu die zusammenfassende Diskussion in Kapitel 3.6.

© Tobias Gehle, 1998

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